Prof. Dr. Jane Tedd lehrt an der eufom School in Köln.

Frau Professor Tedd, Sie sind seit vielen Jahren Expertin für den deutsch-französischen Arbeitsmarkt. Was bedeutet Europa für Sie persönlich?

Jane Tedd: In Europa ist es selbstverständlich, sich innerhalb der Länder bewegen, arbeiten und niederlassen zu können. Kulturelle Differenzen erlebe ich als Bereicherung im beruflichen wie auch im persönlichen Umfeld.

Wie wird sich der europäische Arbeitsmarkt entwickeln?

Jane Tedd: Diese Frage kann man pauschal nicht beantworten, da die Situation in den Ländern extrem unterschiedlich ist. Selbst hier in Deutschland gibt es ein großes Nord-Süd-Gefälle und je nach Region, Arbeitslosenquote, Branche und Niveau der Fremdsprachenkenntnisse fallen die Perspektiven auf den Arbeitsmärkten völlig anders aus. In vielen europäischen Ländern haben junge Leute trotz ausgezeichneter Qualifikation sehr geringe Chancen, eine geeignete Position zu finden. Insofern gehe ich davon aus, dass der „Arbeitstourismus“ in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird. Das derzeitige Eldorado für viele europäische Arbeitssuchende ist immer noch Deutschland, da der demografische Wandel mit dem einhergehenden gravierenden Mangel an Fach- und Führungskräften in Deutschland schon lange kein Geheimnis mehr ist.

Im Studiengang European Business & Psychology unterrichten Sie das Modul „Human Resources“ auf Englisch. Welche Vorteile haben Vorlesungen in englischer Sprache für junge Menschen in Deutschland?

Jane Tedd: Durch die zunehmende Globalisierung wird Englisch in den meisten Firmen vorausgesetzt, sodass ein abgeschlossener Studiengang in englischer Sprache bei zukünftigen Arbeitgebern einen klaren Vorteil gegenüber Kandidaten darstellt, die nur Schulenglisch mitbringen oder nur wenige Wochenstunden innerhalb eines rein deutschen Studiengangs belegt haben. Mit dem sich im Laufe der Semester angeeigneten Fachvokabular gewinnen eufom Studierende sprachlich deutlich an Sicherheit. Diese Sicherheit wird sich in Einstellungsinterviews positiv widerspiegeln, wenn der Personalleiter plötzlich zum Bewerber sagt: „Could you continue in English please“.

Welche Kompetenzen sollten Akademiker, die im europäischen Wirtschaftsraum arbeiten möchten, neben ihrem fachlichen Wissen besitzen?

Jane Tedd: Interkulturelle Kompetenz, diplomatisches Geschick, Offenheit und sehr viel Sensibilität sind unabdingbar, wenn man sich innerhalb eines europäischen Umfeldes erfolgreich bewegen möchte.

Was ist in einem Bewerbungsgespräch elementar wichtig, wenn es um einen Job oder ein Praktikum im Ausland geht? Was darf man auf keinen Fall in einer solchen Situation tun?

Jane Tedd: In jedem Land gelten andere Spielregeln. Die erste Hürde besteht erst einmal darin, es überhaupt zu einem Vorstellungsgespräch zu schaffen. Das bedeutet, dass man sich im Vorfeld intensiv mit dem jeweiligen Arbeitsmarkt auseinandersetzen muss und die Regeln in den unterschiedlichen Ländern kennt. Ein deutscher, englischer oder französischer Lebenslauf kann nicht einfach übersetzt werden. Zudem sollte man sich im Vorfeld ausführlich über das Unternehmen informieren und sich darüber im Klaren sein, warum man sich ausgerechnet dort beworben hat. Ein weiterer Tipp: sinnvolle Fragen stellen. Darüber hinaus sollten man Begeisterung mitbringen, authentisch bleiben und selbstverständlich angemessene Kleidung tragen.

Es gibt natürlich auch einige „Fettnäpfchen“, die es zu vermeiden gilt. Setzen Sie sich nicht hin, bevor Sie nicht ausdrücklich dazu aufgefordert wurden. Das klingt ganz banal, kommt aber immer wieder vor. Dieses Wissen können sich eufom Studierende übrigens in unserem Career Center aneignen. Dort erhalten sie nützliche Informationen und Unterstützung für überzeugende Bewerbungsunterlagen und haben die Gelegenheit, Bewerbungsinterviews zu simulieren, was ihnen deutlich mehr Sicherheit beim Sprung in die Arbeitswelt gibt.